Abnehmen? Klar, das klappt doch wie von alleine! (Denkste...)

Hallo meine Lieben,

seit mehreren Wochen beschäftige ich mich intensiv mit meinem (Über-)Gewicht, den Fressanfällen und was hinter all dem steckt. 

Anfang des Jahres hatte ich meinen absoluten Tiefpunkt im Seelischen und den Höchststand auf der Waage erreicht. Nach ewigem Hin und Her habe mich durchgerungen und bin zur Ernährungsberatung gegangen. Insgesamt drei Termine, die zwar nicht schlecht waren, mich aber am Ende doch genauso hinterlassen haben wie so vieles, was ich bisher zum Thema Ernährung gemacht habe: kannte ich alles schon. An sich ist das Gesamtprogramm auch nicht schlecht gewesen, aber innerlich sträubte ich mich auch schon, weil es eben wieder ein Programm ist - quasi wie eine Diät oder eines dieser Programme, die es von unzähligen Fitnessgurus und Promis gibt. Und genau so etwas wollte ich nie machen. Keine Diät, kein Ernährungsprogramm, kein Weight Watchers oder was auch immer. Ich hatte von diesem ganzen Sch**** die Nase voll. 
Aber ich wollte abnehmen. Ich wollte es wirklich, denn diese Zahl auf der Waage machte mir nicht nur körperlich zu schaffen. Soweit wollte ich es nie kommen lassen. 
Also setzte ich mich weiter mit dem Thema auseinander. Ich las Bücher, hörte mir verschiedenes zu dem Thema Ernährung an und blieb letztlich dabei hängen, dass ich doch zum Einfachsten und Simpelsten überhaupt zurück kehren würde: dem Kalorienzählen. Ich ließ mich wirklich vollkommen darauf ein. (Fast) Alles wurde genau gewogen und per App gezählt. Mein gesteckter Richtwert waren 1.600 kcal, diese Zahl stammte von der Ernährungsberatung. Anfangs kam ich kaum mit dieser Zahl aus, entdeckte aber recht bald, dass das einfache Weglassen des Frühstücks genau den gewünschten Effekt brachte und ich auf einmal wunderbar mit den Kalorien klar kam. Ich ging zum "Intermitterenden Fasten" über, also aß ich nur in der Zeit von 12:00 bis 20:00 Uhr. Unter der Woche, wenn ich arbeiten war, ließ sich das super umsetzen und mir war am Morgen bei weitem nicht mehr so schlecht wie sonst, wenn ich mein kleines Frühstück zu mir genommen hatte. Bis heute mache ich diese Art des Fasten an den Wochentagen. Inzwischen ist es (leider) so, dass ich manchmal erst wenn ich von Arbeit komme etwas essen kann, weil auf Arbeit einfach nicht die Zeit ist, um überhaupt Pause zu machen. Abends esse ich dann meist mit Herzbube warm und etwas mehr als eine normale Portion. 
Anfangs und bevor die drei kleinen Stubentiger bei uns eingezogen sind, habe ich dazu noch mit recht viel Motivation Sport gemacht. Im Internet war ich auf ein in meinen Augen recht gutes Programm gestoßen, dass sich super umsetzen ließ und einfach in den eigenen vier Wänden machbar war. Meist habe ich dann zusammen mit der Tochter meiner Nachbarin trainiert, weil sie ganz begeistert war von dem Programm und unbedingt mitmachen wollte. (Ja, in meinen Augen ist sie super schlank, aber sie hat die ganze Zeit wegen ihrem angeblichen Speckbauch rumgejammert.)
Wirklich, ich war motiviert bei der Sache. Meist war ich hinterher super fertig, aber es ging mir gut und der Muskelkater war meist ertragbarer als erwartet. Doch irgendwie ließ die anfängliche Motivation nach und inzwischen komme ich zwar gut am Tag (wie immer ausgenommen Wochenende) auf 10.000 Schritte und mehr, aber sonst hat sich der Sport derzeit aus meinem Leben wieder verabschiedet.
Insgesamt habe ich 10 kg durch diese Maßnahmen abgenommen. Aber seitdem eben auch nicht mehr. Es ist, als wäre der nächste Schritt und die Veränderung der Zahl auf der Waage ein riesiges Hindernis, dass sich partout nicht überwinden lässt. Seit mehreren Wochen nun schon habe ich mal 200 g mehr, mal 200 g weniger auf der Waage und es tut sich einfach nichts weiter. 
Und es ist ja noch nicht mal so dass ich nicht abnehmen will. Ganz im Gegenteil, ich will es wirklich. Ich möchte einen gesunden Körper. Dabei geht es mir noch nicht einmal primär um die Zahl, die auf der Waage steht, sondern einfach darum, dass ich mich wohl in meinem Körper fühle und nicht eingeschränkt bin durch das Gewicht, was auf mir lastet. Dies ist mein "Wunsch-Ich", das hell erstrahlt und an manchen Tagen übermächtig ist. 
Doch dann ist da auch meine dunkle Seite. Die in ihrem jetzigen (unglücklichen) Leben feststeckt und immer wieder die Oberhand gewinnt, sobald es zum Kampf zwischen den Beiden kommt. Dieses "Jetzt-Ich" will den Fressanfällen nach gehen, will faul auf dem Sofa liegen und in Selbstmitleid vergehen. Es hasst das, was es im Spiegel jeden Tag sieht, aber kann sich nicht aufraffen, etwas dagegen zu tun. Und manchmal will es auch einfach gar nichts dagegen tun. Nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil es das Alles einfach nicht anders kennt. Der falsche Umgang mit Essen, den es doch nie anders gelernt hat. Die Art, schlechte Ereignisse zu verarbeiten. All das macht das "Jetzt-Ich" aus. 
Jeden Tag streiten sich die beiden in mir. Unter der Woche ist meist das hell strahlende "Wunsch-Ich" stark und kann das "Jetzt-Ich" im Zaum halten. Doch besonders, wenn es Richtung Wochenende geht oder gar ein paar Tage frei ins Haus stehen, dann wird das "Jetzt-Ich" immer stärker und schlägt schließlich das "Wunsch-Ich" nieder. Gefolgt ist dieser Sieg des "Jetzt-Ich" meist von sinnlosen Fressanfällen, wo ich alles an Süßigkeiten und Knabberkram in mich hinein stopfe, bis mir schlecht wird. Das "Wunsch-Ich" leckt dann meist bis zum Sonntag seine Wunden, nur um dann beim Blick auf die Waage wieder Energie zu tanken und in meinem Kopf den Satz "Ab Morgen wird alles anders!" wie bunte Leuchtreklame scheinen zu lassen. 
Dieser Kreislauf wiederholt sich derzeit Woche um Woche immer wieder. Ich fühle mich wie in einem Hamsterrad, aus dem ich einfach nicht hinaus komme. Selbst der Versuch, auch am Wochenende diesen Kampf gar nicht erst entstehen zu lassen, scheitert jedes Mal kläglich.
Ich nehme für dieses Dilemma auch gerne eine andere Methode, um das zu beschreiben: Mein Körper ist eine Stadt und ich bin die Bürgermeisterin*. Ich versuche, die Stadt mit allen wichtigen Dingen zu versorgen und alles am Laufen zu halten. Doch es ist, wie als hätte ich einen Schalter in meinem Büro, den ich einfach nicht komplett umlegen möchte, um mir noch eine Option offen zu halten. 
Kurzum, ich drehe mich im Kreis. Immer und immer wieder. Und es macht mich fertig. Es macht mich krank. Und das Schlimmste ist, das ich derzeit einfach keinen Ausweg sehe. Natürlich habe ich mich über die 10 kg gefreut. Aber es ist bei meinem Ausgangsgewicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Von meinem ersten selbst gesteckten Ziel bin ich immer noch 10 weitere Kilo entfernt und von der Entfernung zum Wunschgewicht wollen wir gar nicht erst reden. Vielleicht setzte ich mich zu sehr unter Druck, vielleicht bin ich aber auch einfach überfordert. 

Danke, dass Ihr mein komisches Geschwafel bis zu Ende gelesen habt. Ich stecke im Moment auch wieder in einem Tief, dass sich nur schwer überwinden lässt. 

Bis später irgendwann.



*Diese "Metapher" stammt von Patrick Heitzmann. Ja, genau der Typ, der auch so ein Programm auf die Beine gestellt hat. Widerspricht das nicht meiner Aussage vom Anfang, dass ich nichts von solchen Programmen halte? Naja. Ich halte wirklich nichts von irgendwelchen Programmen, und ich halte mich auch nicht an sein Programm. Aber ich mag seine Art, wie er die Dinge beschreibt bzw. umschreibt. Vor allem diese Sache mit der Stadt hat es mir sehr angetan, weswegen ich es gerne verwende. Nein, ich möchte hier weder sein Programm bewerben noch auf irgendeine Art und Weise damit Geld verdienen! 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

30 Tage Schreiben - Tag 1

Harro surft - und das auch durch Dresden!

Nach langer Zeit mal wieder ein Lebenszeichen von mir + Thema Vorsätze